„Da hättest du mehr aufpassen müssen!“
„Das kann man sich doch denken.“
„Hättest du es lieber so und so gemacht.“
Ich kann die Reaktionen von Familie und Freunden schon hören. Wir Menschen sparen ja nicht mit guten Ratschlägen. Zugegeben, vielleicht war ich etwas naiv. Ich wurde reingelegt und komme mir richtig blöd vor. Dabei sagt schon ein altes Sprichwort:
„Wer nie einmal betrogen wurde, kann kein Kenner von Geschäften werden.“
Vielleicht kennst du das. Nach einer anstrengenden Reise kommst du endlich am Zielort an, bist müde und erschöpft, willst nur noch ins Bett fallen. Vielleicht machst du auch gerade einen Ausflug, um dir Sehenswürdigkeiten des Ortes anzusehen. In deiner Gutgläubigkeit ist das letzte, woran du dabei wahrscheinlich denkst, Menschen, die versuchen dich reinzulegen und dich um dein Geld bringen wollen.
Genau in solchen Situationen wittern Betrüger ihre Chance. Denn es ist einfacher abgelenkten, unaufmerksamen und offensichtlich ortsfremden Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen. Wenn du zusätzlich noch unsicher oder gar ängstlich wirkst, bist du das perfekte Opfer.
Hier zeige ich dir einige der Betrugsmaschen, die mir auf meinen Reisen begegnet sind. Vielleicht erkennst du sogar die eine oder andere Masche davon wieder.
1. Der Ringtrick
Eine in Paris lebende Bekannte erzählte mir mal von dem so genannten Ringtrick. Dabei hebt eine Person – z. B. eine ältere Frau – einen Ring direkt vor dir vom Boden auf. Sie tut das so, dass du es in jedem Fall mitbekommst. Dann möchte diese Person, in der offensichtlichen Annahme, dass du den Ring verloren hättest, ihn dir „zurückgeben“. Egal, wie sehr du betonst, dass der Ring nicht deiner ist und du ihn nicht haben möchtest, wird die Person darauf bestehen, dass du ihn nimmst.
Wenn du das tust, hast du schon verloren. Denn das vermeintlich kostenlose Fundstück ist natürlich nicht kostenlos. In den darauf folgenden Tagen, konnte ich selbst mehrmals beobachten, wie einer vermeintlichen Finderin nur Sekunden später plötzlich einfiel, dass sie ja für die „gute Tat“ auch auf eine Gegenleistung von dir hoffen kann. Und so wird sie von dir Finderlohn verlangen.
Was mich wirklich überrascht hat, ist die Tatsache, dass das funktioniert. Das Gefühl, dem „Gönner“ etwas schuldig zu sein, hat bei mehreren Touristen das brieftaschenförmige Herz geöffnet.
Auch bei mir wurde der Trick mehrmals versucht, was ich schlicht ignoriert habe, da ich bereits vorgewarnt war.
2. Der „Buddha Day“-Trick
Für diese Betrugsmaschen gibt es viele Namen. Es läuft jedoch immer nach gleichem Muster ab. Vor allem in Bangkok kommt dieser Trick zur Anwendung. Ich bin zwar nicht darauf reingefallen, aber es hat dennoch zu einer heiklen Situation geführt. Ein vermeintlich freundlicher Thai spricht dich an und verwickelt dich in ein Gespräch.
Irgendwann wirst du gefragt, wo du eigentlich hin möchtest. Ich war z. B. gerade auf dem Weg zum Großen Palast in Bangkok. Der freundliche Einheimische weiß dann sofort, dass entsprechende Attraktion heute geschlossen ist. Denn heute ist „Buddha Day“.
Natürlich gibt es keinen Buddha Day, aber es wird gern auch auf reale Feiertage verwiesen, wie in meinem Fall auf das Chinesische Neujahr.
Eine Lösung hat der gute Mann aber auch gleich parat. Er kennt andere schöne Tempel/Aussichtspunkte/Orte, zu denen er dich bringen kann. Entweder mit seinem eigenen Fahrzeug oder durch einen Taxi- oder Tuktukfahrer, der mit ihm unter einer Decke steckt.
Dass du nach Strich und Faden ausgenommen wirst, solltest du tatsächlich auf das Angebot eingehen, versteht sich von selbst. Meist wirst du in involvierte Schmuckläden oder ähnliches gebracht und genötigt etwas zu kaufen.
Ich habe dem guten Mann gesagt, dass ich mir sicher bin, dass der Palast geöffnet ist. Völlig unerwartet ging urplötzlich eine Schimpftirade auf mich nieder. Das waren so nette Phrasen wie „Fc# you!“, „You are stupid!“ oder „Fc# off!“. Da weit und breit keine anderen Menschen zu sehen waren und aus Furcht vor einer weiteren Eskalation, habe ich ohne weitere Worte zu gesehen, dass ich Land gewinne.
Heute weiß ich, dass es besser gewesen wäre einfach dankend abzulehnen und weiterzugehen, ohne auf die Aussage des Mannes zu reagieren. Denn indirekt habe ich ihn der Lüge bezichtigt, wodurch er sein Gesicht verlieren würde. Ich war natürlich im Recht, aber das hätte mir im Ernstfall auch nichts genützt.
3. Fake Taxameter
Dass nicht jeder Taxifahrer eine grundlegend ehrliche Haut ist, dürfte für viele wahrscheinlich nichts Neues sein. Die Höhe der Verluste kann dabei stark variieren. Mancherorts wird gar von einer richtigen Taxi-Mafia gesprochen.
Im Internet lese ich immer wieder den Tipp, darauf zu bestehen, dass der Fahrer das Taxameter anschalten soll (sofern vorhanden). Das ist erst einmal nicht verkehrt, schützt dich jedoch nicht immer vor Abzocke. Denn die Geräte sind manchmal manipuliert.
In Bangkok fiel mir einmal auf, dass das Taxameter zu Beginn der Fahrt normal zu laufen schien. Je näher wir unserem Zielort kamen umso schneller ging auch der zu zahlende Betrag nach oben. Schlussendlich waren mehr als die Hälfte der Kosten auf die letzten Minuten der Fahrt zurückzuführen. Der Schaden hielt sich jedoch in Grenzen.
Den Vogel abgeschossen hat ein Taxifahrer in Ho-Chi-Minh-Stadt (ehemalig Saigon). Unser Ziel war nur ungefähr zwei Kilometer Luftlinie entfernt. Doch die Anzeige schoss schon nach kurzer Zeit derart schnell in die Höhe, dass nach nicht mal 500 Metern bereits 20 € zu zahlen waren. Selbst als der Fahrer auf unsere Anweisung hin anhielt, lief das Taxameter weiter.
Nach einer hitzigen Diskussion – der Fahrer hatte den Wagen zuvor natürlich verriegelt – zahlten wir schließlich. Wir hätten auch die Polizei rufen können, aber die Erfolgsaussicht schien uns hier doch zu gering.
Einen hundertprozentigen Schutz vor dieser Art von Betrugsmaschen gibt es nicht. Dennoch möchte ich dir hier ein paar Tipps geben, die das Risiko zumindest minimieren:
- Erkundige dich möglichst zuvor im Internet, über die örtlichen Taxiunternehmen. Meist lassen sich Informationen darüber finden, welche vertrauenswürdig sind und welche eher nicht. Im Falle von Ho-Chi-Minh-Stadt kann ich dir die Taxis von VINASUN nahelegen. Mit denen gab es nie Probleme.
- Nutze wenn möglich keine wartenden Taxis vor Hotels, Busbahnhöfen oder Flughäfen. Diese werden mit hoher Wahrscheinlichkeit einen viel höheren Preis verlangen, als Taxis, die du aus dem Verkehr rauswinkst, wenn du 100 Meter weitergehst.
- Wer einen höheren Preis akzeptabel findet und sich dafür lieber die Unsicherheit mit der Preisverhandlung erspart, kann auch im Hotel nachfragen, ob sie dort einen Fahrer organisieren können. Erfahrungsgemäß steht der Preis dann oftmals bereits im Voraus fest bzw. haben einige Hotels auch feste Fahrer im Repertoire. Fragen kostet jedenfalls nichts.
- Fotografiere beim Einsteigen die Lizenz des Taxifahrers mit seiner Zulassungsnummer. Zumindest da, wo das möglich ist. Allein das hält manche Fahrer davon ab, dich zu offensichtlich zu betrügen. Im Fall von Bangkok, kannst du ansonsten auch die Touristenpolizei anrufen (Nr.: 1155 oder +66 2 134 0521). Es gibt auch eine Beschwerdestelle für Taxifahrer, die dir aber als Ausländer wenig nützt, wenn du kein Thai sprichst.
- Wenn VOR dem Fahrtantritt kein Festpreis verhandelt wurde, bestehe auf ein eingeschaltetes Taxameter. Behalte dieses aber während der ganzen Fahrt im Auge, damit du nicht am Ende trotzdem mit einer völlig überhöhten Rechnung konfrontiert bist.
- Am besten du hast deinen Zielort auch bei Google Maps eingegeben und prüfst, ob die Fahrroute des Fahrers ungefähr mit der bei Maps übereinstimmt. Wenn öfters weiträumige Umwege gefahren werden, ist mit Sicherheit was faul.
- Es gibt fast immer auch Alternativen zum Taxi, die jedoch vorher etwas Rechercheaufwand benötigen und/oder mit mehr Stress verbunden sind (z. B. durch häufiges Umsteigen). Das können Linienbusse oder U-Bahnen sein. Oder du nutzt Alternative Fahrdienste wie z. B. Grab. Allerdings ist auch hier nicht alles Gold was glänzt (z. B. Fahrer ohne Ortskenntnis, noch schlechteres Englisch als in den Taxis, usw.).
Versuch in jedem Fall Ruhe zu bewahren und steige lieber aus, wenn etwas nicht stimmt. In besonders schweren Fällen würde ich auch nicht davor zurückschrecken das Nummernschild zu fotografieren und die Polizei einzuschalten.
4. Der Wechselgeldtrick
Das falsche Wechselgeld ist ebenfalls sehr beliebt und mir schon mehrmals untergekommen. Ich habe es sowohl in Restaurants und Bars als auch in normalen Einkaufsmärkten wie dem 7/11 erlebt. Dabei wird dir „versehentlich“ ein viel geringeres Wechselgeld zurückgegeben.
Solltest du es bemerken, bestenfalls noch Zeugen haben, bekommst du nach einem Hinweis auf den Fehler meist den richtigen Betrag zurück. Wenn der Verkäufer allerdings darauf besteht, dass du ihm nur einen kleineren Schein als Bezahlung gegeben hast, stehst du wahrscheinlich auf verlorenem Posten.
Dagegen hilft eigentlich nur möglichst passend zu bezahlen.
5. Die Armbänder von Montmartre
Wie die Überschrift schon erahnen lässt, kenne ich dieses Vorgehen aus Paris. Am Fuße des Montmartre, auf dem die Basilika Sacré-Cœur thront, gibt es einige windige Händler. Feilgeboten werden dir ziemlich minderwertige Armbänder. Daran ist erst mal nichts Verwerfliches. Da die meisten potentiellen Kunden jedoch nicht freiwillig zuschlagen, haben sich die Händler eine echt fiese Methode überlegt.
Wenn sie irgendwie deinen Arm zu fassen bekommen, binden sie dir in Sekundenschnelle eines der besagten Armbändchen um. Das Gemeine daran: du bekommst sie nicht ohne weiteres wieder ab. Aus Sicht des Verkäufers hast du jetzt zwei Möglichkeiten:
- du behältst das Bändchen,
- du machst das Bändchen beim Versuch es abzunehmen kaputt.
Dem windigen Händler ist das egal. In beiden Fällen bezahlst du nämlich dafür. Notfalls wird dir das auch auf – sagen wir – unfreundliche Art und Weise klargemacht. Das Vorgehen ist selbstverständlich illegal und ein Fall für die Polizei.
In unserem Fall haben es die (vorsichtig ausgedrückt) Verkäufer nicht geschafft einem von uns die Bändchen umzubinden, weil wir darauf vorbereitet waren. Dennoch war ihr Vorgehen sehr aggressiv. Einen Bekannten haben sie am Arm festgehalten, bis dieser sich losreißen konnte.
6. Respektiere die Religion!
Speziell an religiösen Orten kann es sein, dass du auf Menschen triffst, die mit deiner Unkenntnis der Bräuche oder deiner Unsicherheit Geld verdienen wollen.
In Ayutthaya in Thailand bin ich darauf reingefallen. Eine ältere Dame drückte mir ein Bündel aus Lotusblume, Kerze und Goldplättchen in die Hand. Ich wollte ablehnen, aber sie sagte mir sofort im festen Ton, ich müsse Buddha respektieren. Durch die Art wie sie das gesagt hat, hat sie mich damit gekriegt.
Man will ja die Religion in fremden Ländern schließlich nicht beleidigen. Schon gar nicht vor gläubigen Menschen.
Ein paar nachgesprochenen Gebetsphrasen später, die nicht im Entferntesten etwas mit einem buddhistischen Gebet zu tun hatten, dem Entzünden der Kerze und dem Bekleben einer Buddha-Statue mit dem Goldplättchen, zeigte mir die Frau kleine überteuerte Zinnfiguren, die mir Glück usw. bringen sollten.
Und ja, ich hab welche gekauft. Sie stehen noch heute in meinem Schrank und erinnern mich daran.
Ein Denkmal meiner Naivität.
Eine ähnliche Masche wollten zwei junge Frauen vor dem Besakih-Tempel auf Bali mit mir abziehen. Zu dem Zeitpunkt war ich jedoch bereits wesentlich erfahrener und habe dankend abgelehnt. Erst auf die Aussage hin, dass ich das machen müsse, hab ich erwidert, dass ich weiß, dass das nicht stimmt und bin gegangen.
„Wer mich einmal betrügt, der tut mir unrecht. Wer mich zum nochmals betrügt, der tut mir recht.“
Da steckt Wahrheit drin.
7. Darf es auch mehr sein?
Zugegeben: Das würde ich eigentlich nicht zu den Betrugsmaschen zählen. Es ist eher ein Überrumpeln. Ob du darauf anspringst hängt stark von deiner Persönlichkeit ab. Ich erlebe immer wieder, dass Guides, Taxifahrer oder andere Dienstleister beim Bezahlen dreist nach einem (höheren) Trinkgeld fragen.
Ein Beispiel: Ich war allein am Flughafen in Yangon in Myanmar. Bei der Ankunft dort am späten Abend ist einiges schief gegangen und ich wollte letzten Endes einfach nur noch schnell ins Hotel. Ein Verkäufer an einem Taxistand fragte nach der Abwicklung des Geschäfts nach einem höheren Trinkgeld.
Zum Verständnis: Ich meine nicht den Taxifahrer selbst, sondern lediglich den Ticketverkäufer. In der Dunkelheit konnte ich nicht richtig erkennen, welchen Schein er schon regelrecht aus meiner Hand gegriffen hat. Jedoch war ich der fehlerhaften Annahme, es handle sich nur um ein kleines Trinkgeld. Später habe ich beim Zählen des Geldes gemerkt, wie viel es wirklich war. Ich drück es mal so aus: Das war mehr, als die ganze Taxifahrt gekostet hat.
Aber bitte nicht falsch verstehen. Es war jetzt auch keine Summe, deren Verlust wehgetan hätte.
8. Bonus: Das Jobangebot auf der Straße
Eine kleine Anekdote zum Schluss. Selbstverständlich musst du nicht ins Ausland reisen, um auf ungewöhnliche Betrugsmaschen zu stoßen.
In Dresden sprachen mich auf offener Straße schon zweimal junge Männer an, denen ich angeblich durch mein Auftreten aufgefallen wäre. Die Geschichten der beiden waren ziemlich ähnlich. Sie würden gerade ein Start-up-Unternehmen aufbauen und brauchen noch fähige Leute für eine gutbezahlte Stelle.
Soweit ist es schon. Man kann nicht mal in Ruhe die Straße entlang gehen, ohne einen neuen Job angeboten zu bekommen 🙂
Das Angebot, mit ihnen zum Mittagessen zu gehen, habe ich dankend abgelehnt. Ich warte lieber, bis mir beim nächsten Spaziergang ein Managerposten angeboten wird.
Ich weiß also nicht, was passiert wäre, wenn ich mitgegangen wäre. Aber ich muss auch nicht alles wissen.
Jetzt bist du an der Reihe
Welche Betrügereien hast du selbst schon erlebt? Auf welche bist du reingefallen und welche hast du vorher durchschaut?
Für manche Betrugsmaschen musste ich bereits einiges an Lehrgeld zahlen. Die Laune lasse ich mir davon jedoch nicht verderben. Die Höhe des Verlustes ist vor allem in ärmeren Ländern meist zu verschmerzen.
„Ich will dem Betruge seinen Rang nicht nehmen.
Michel de Montaigne
Das hieße die Welt schlecht verstehen. Ich weiß,
dass er sehr oft nützliche Dienste geleistet hat
und dass er die meisten Stände der Menschen
nährt und erhält.“
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