Es ist wieder soweit. Der Tod hält Einzug in mein Leben.
Ein Tag endet wie jeder andere auch. Duschen, Zähne putzen, ein paar Seiten in einem Buch lesen, schlafen. Am nächsten Morgen offenbart der Griff zum Smartphone dann, dass das heute kein normaler Tag werden soll.
Innerhalb der Familie ist jemand völlig unerwartet über Nacht im Krankenhaus verstorben. Besonders tragisch daran:
Der junge Mann war noch keine 30 Jahre alt. Er hat nicht geraucht, keinen Alkohol getrunken oder sonst irgendwie einen gesundheitsschädlichen Lebensstil gepflegt. Innerhalb weniger Tage wurde er durch eine Entzündung und damit verbundenen Komplikationen aus dem Leben gerissen.
An seinem letzten Tag waren die Schmerzen so unerträglich, dass er sich den Tod sogar wünschte.
Er hinterlässt bei seinen Angehörigen und Freunden eine klaffende Lücke.
Das beschäftigt mich. Sehr sogar.
Ich fange an, mir erneut altbekannte Fragen zu stellen und möchte dich hiermit auffordern, auch mal über die folgenden Dinge nachzudenken.
Sind wir nicht verpflichtet, jeden verdammten Tag in unserem Leben zu nutzen?
Du wartest auf das nächste große Ereignis? Berufsabschluss, Hochzeit, Urlaub oder einfach nur Weihnachten mit der Familie? Bis dahin musst du nur durchhalten. Nur die nervige Arbeit über dich ergehen lassen, nur das deprimierend graue Winterwetter ertragen, nur den faden Alltag hinter dich bringen.
Bitte tu das nicht.
Dabei verlierst du viel mehr, als dir diese Ereignisse geben können. Denn wenn du so denkst, wartest du dein ganzes Leben immer auf irgendetwas. Ich weiß jedoch, warum du das tust. Ab dem und dem Zeitpunkt wird alles besser sein . . .
Nein, das wird es nicht.
Du wirst ganz schnell anfangen, auf das nächste große Ziel zu schauen. Das gegenwärtige Ereignis hat dann gar nicht mehr so viel Bedeutung, wie du ihm vorher zugestanden hast.
Egal, was du in deinem Leben erreichen wirst, mit dieser Herangehensweise wirst du nie glücklich sein.
Mache dir bewusst, dass du sterben wirst
Scheiße. Das klingt wirklich deprimierend, oder?
Das ist nun mal eine Tatsache. Irgendwann wirst auch du damit konfrontiert sein. Das kann jeden Tag passieren. Und glaube mir, so gut niemand rechnet in diesem Augenblick damit, wann und wie es passiert.
Es trifft nahezu jeden wie ein Hammer.
Und wenn dir dein nahender Tod bewusst wird, ist es meist zu spät, um noch was zu reißen.
Filme wie „Das Beste kommt zum Schluss“ sind zwar nette Unterhaltung, haben aber mit der Realität für die meisten von uns nichts zu tun.
Was glaubst du, wie oft Menschen sich große Ziele bis zu ihrer Rente aufheben wollen, wo sie dann endlich die Zeit hätten, diese umzusetzen? Damit gehen sie ein hohes Risiko ein. Denn das ist nichts weiter als eine Wette auf ihre Lebenszeit.
Kennst du Fälle, in denen solche Menschen, kaum dass sie ihr Rentenalter erreicht hatten, kurz danach verstarben oder bereits gesundheitlich nicht mehr in der Lage waren ihre Ziele zu verfolgen? Ich kenne da einige.
Der beste Zeitpunkt anzufangen war gestern, der zweitbeste ist jetzt
In diesem (abgewandelten) Sprichwort steckt eine tiefe Weisheit. Je höher du dir deine Ziele steckst desto wahrscheinlicher wirst du dich niemals dafür bereit fühlen sie anzugehen.
Es gibt nicht diesen einen perfekten Zeitpunkt. Für nichts und niemanden. Und das bedeutet: Fang endlich an deine Ziele zu verwirklichen! Heute! Der Weg offenbart sich, während du ihn gehst. Und selbst wenn du dein Ziel nicht erreichst, bist du nicht gescheitert.
Warum?
Weil du Erfahrungen sammelst, neue Wege entdeckst oder Wünsche in dir weckst, von denen du vorher nicht mal ahnen konntest, dass du sie hast.
In jedem Fall wirst du dir, wenn dein Leben plötzlich und unerwartet ein Ende findet sollte, nicht vorwerfen müssen, etwas nie versucht zu haben.
Wie wichtig ist Sicherheit im Leben?
Hör auf damit!
Gerade die aktuelle weltweite Situation zeigt anschaulich, wie sehr wir uns als Gesellschaft in dem Wunsch nach absoluter Sicherheit verrannt haben.
Das ist wider unserer Natur und wider jeder Idee eines erfüllten Lebens. Menschen, die Angst vor dem Tod haben, haben vor allem auch Angst davor zu leben.
Versteh mich nicht falsch. Das ist keine Aufforderung unvorsichtig und unvernünftig zu handeln.
Gibst du jedoch alles auf, was dir in deinem Leben Freude bereitet, nur um dich sicher zu fühlen, dann hat das sicherlich nichts mehr mit Vernunft zu tun.
Wenn dich heute die Nachricht erreichen würde, dass du nur noch einen Tag zu leben hättest, wie wichtig wäre dann der Wunsch nach Sicherheit noch?
- Wäre die Bewertung von Risiken nicht eine völlig andere?
- Würdest du deinen letzten Tag auf Erden nicht mit Dingen verbringen wollen, die dich erfüllen?
- Die Menschen, die du liebst um dich haben wollen?
- Kurz gesagt: das tun wollen, was dich glücklich macht?
Oder würdest du dich tatsächlich alleine einschließen und auf den Tod warten wollen? Wahrscheinlich nicht.
Und nun sei dir bewusst, dass du im Ernstfall zu 99 Prozent diese Entscheidung gar nicht mehr treffen können wirst. Denn der nahende Tod lässt uns nur selten die Möglichkeit noch frei zu entscheiden, was wir tun wollen.
Du kannst diese Entscheidung jedoch heute treffen oder wenigstens morgen. Alles darüber hinaus ist unverantwortlich dir selbst gegenüber.
Im Übrigen auch deinen Mitmenschen gegenüber. Denn wenn du nicht alles tust, um ein eigenverantwortliches und erfülltes Leben zu führen, dann belastest du mit deinem Unglücklichsein auch die Menschen, die dir nahe stehen.
Hast du keine Angst, dass dir was passiert?
Ein Beispiel aus meinem Leben. Ich wurde schon öfter gefragt, ob ich vor bestimmten Aktivitäten und Reisen keine Angst hätte, dass mir dabei etwas passiert.
Ganz ehrlich? Nein, überhaupt nicht (mehr).
Weißt du wovor ich wirklich Angst habe? Mein Leben im schnöden Alltag auszuhauchen:
- auf der Autobahn auf dem Weg zur Arbeit,
- beim Ausrutschen in der Wanne,
- durch eine Herzattacke auf dem Weg zum Einkaufen,
- oder eben durch eine unvorhersehbare Entzündung, die mir nur noch wenige Tage Zeit lässt.
Das ist viel schlimmer, als jeder Tod, den mir ein Hollywood-Blockbuster vor Augen führen könnte.
Lieber nehme ich das Risiko in Kauf, dass mir etwas zustoßen kann, während ich das tue, was mich erfüllt und was mich glücklich macht.
Und das solltest du auch.
Der Umgang mit Nachrichten
Ganz einfach: Lass sie weg!
Das meine ich genauso, wie ich es schreibe.
Die einzige vertretbare Begründung, sich mit tagesaktuellen Meldungen zu beschäftigen ist die, dass sie dein Leben tatsächlich tangieren. Wenn du beispielweise die gesetzlichen Bestimmungen kennen musst oder Kenntnis der Sicherheitslage in bestimmten Gebieten notwendig sind. Wie gesagt, das hier ist keine Aufforderung, unvernünftig zu sein.
Es geht mir um etwas völlig anderes.
Nachrichten wollen vor allem eines: Aufmerksamkeit, um Quote zu machen.
Das funktioniert am besten mit negativen Meldungen. Ein Experiment: Zähle mal ein paar Tage in den Abendnachrichten, über wie viele Unfälle, Katastrophen, Morde, diplomatische Krisen, politische Extreme usw. berichtet wird. Tote, Verletzte, Missbrauchte. Jeden Tag. Immer wieder.
Höre auf, dir diesen Mist täglich in deine Birne zu ziehen!
Natürlich passieren diese Dinge. Es passieren aber auch viele gute Dinge. Und wenn du jetzt sagst, dass dem nicht so wäre, dann zeigt das, wie negativ dich unsere mediale Welt bereits beeinflusst hat.
Denn so wie du die Welt in deinem Inneren wahrnimmst, so zeigt sie sich dir auch im Außen. Nicht andersherum.
Für mich ist die Welt ein unglaublicher Ort. Eine bunte Wiese voller Möglichkeiten und unterschiedlichster Erfahrungen. Das ist kein Eskapismus. Ich flüchte mich nicht in eine Scheinwelt. Und mir ist auch klar, dass negative Dinge passieren. Aber ich fokussiere mich nicht darauf, sondern ich gebe den schönen Dingen in meinem Leben die größere Bedeutung.
Und das solltest du auch.
„Was ein Leben an Länge gewinnt, verliert es meist an Tiefe.“
Lord Byron
Was ist, wenn ich die falsche Entscheidung treffe?
Das ist schlicht nicht möglich.
Sicher kennst du die etwas abgedroschene Phrase, dass das Leben ein Spiel ist. Das trifft es wirklich. Es gibt kein Richtig oder Falsch. Es gibt nur Entscheidungen und Konsequenzen.
Bei großen Entscheidungen, die zum Beispiel einen Hausbau oder einen Arbeitsplatzwechsel betreffen, hast du vielleicht Angst, ob sich deine Situation dadurch nicht signifikant verschlechtert. Aber wer sagt eigentlich, dass sich deine Situation dadurch nicht bedeutend verbessert?
In dem Fall würdest du jetzt gerade die schlechtere Alternative leben, ohne dir dessen bewusst zu sein.
Selbst wenn das Worst-Case-Szenario eintritt, wird dich das in 99 Prozent der Fälle nicht umbringen. Dann sieh zu, wie du deine Situation wieder in den Griff bekommst.
Veränderungen gehören zu unserem Leben und das ist es, was unser Leben überhaupt ausmacht. Stillstand bedeutet hingegen immer auch den Tod.
Nach einer Entscheidung fühlst du dich deutlich besser
Klingt erst mal komisch. Jedoch sobald du dich für einen Weg entschieden hast, wird dir eine Last genommen. Die Frage, die dich Tage oder auch Nächte lang gequält hat, verliert anschließend ihren Schrecken. Du kannst dich fortan auf das Ziel konzentrieren und darauf, wie du es am besten erreichst.
Eigentlich sollten wir in unserem Leben ständig so vorgehen. Statt darüber nachzudenken, welchen Problemen wir durch unsere Entscheidungen begegnen könnten, sollten wir uns darauf fokussieren, wie wir solche Probleme lösen. „In Lösungen denken“ nennt sich das.
Das ist im Übrigen viel effektiver als Jammern.
Du kannst alles tun, wenn du bereit bist, die Konsequenzen zu tragen
Und das ist der Kern aller Entscheidungen.
Das ist das, was viele Menschen nicht verstehen wollen.
Alles was du tust oder bereits getan hast, hat Konsequenzen. Einige mehr andere weniger einflussreich. Und das, was du heute tust, wird die Konsequenzen für Morgen bestimmen.
Statt also zu jammern und die Verantwortung auf andere abzuladen, musst du verstehen, dass nur du allein für dich und dein Leben verantwortlich bist. Andere Menschen und Ereignisse mögen Einfluss haben, aber dein Leben ist heute so wie es ist, wegen der Entscheidungen in deiner Vergangenheit.
Dein Beruf, dein Einkommen, dein Liebesleben, deine Wohnung, deine Familie – einfach alles. Auch wenn es so aussehen mag – nichts ist durch Zufall so, wie es jetzt ist.
Das ist alles eine Folge der Dinge, die du in der Vergangenheit getan hast.
Und dafür bist auch nur du allein verantwortlich. Weder der Politiker, noch der böse Nachbar, noch die Mobber in der Schule, noch deine Ex-Frau, noch irgendwer anders.
Nur du allein!
Das mag hart sein und es ist Zeit notwendig, um diese Lektion vollends zu verstehen, aber darin steckt auch eine unglaubliche Chance. Denn wenn nur du allein für dich und dein Leben verantwortlich bist, dann hältst du auch die Zügel dafür in der Hand.
Das bedeutet: Du kannst alles tun! Aber du musst bereit sein, die Konsequenzen dafür zu tragen.
Selbstverständlich können diese Konsequenzen z. B. im sozialen Umfeld erheblich sein. Aber die Verantwortung dafür liegt nur bei dir.
Also mach was daraus.
Fazit
Jeder Tag kann der letzte sein. Nur weil du jung bist, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass du noch ein langes Leben vor dir hast. Du hast zu jeder Zeit nicht nur die Möglichkeit deine Träume zu verfolgen, du hast sogar die verdammte Pflicht.
Das Geschenk des Lebens gab es umsonst. Den Preis für ein erfülltes Leben musst du zahlen, indem du Verantwortung übernimmst. Hör auf zu jammern und dich selbst als Opfer irgendwelcher Umstände zu sehen. Weder die Politik noch dein böser Chef sind dafür verantwortlich, wenn du mit deinem Leben unzufrieden bist.
Krieg den Arsch hoch und ändere was. Und höre bitte endlich damit auf, dir Gedanken darüber zu machen, was alles schiefgehen kann.
Wie wäre es, den Spieß einfach umzudrehen? Stell dir vor, wie toll es wäre, wenn alles gut geht. Wäre das Leben nicht viel schöner, wenn wir in unseren Köpfen mehr positive Vorstellungen unserer Zukunft hätten, als ständig Ängste und Sorgen?
Diese Tatsachen habe ich mir vor langer Zeit bereits bewusst gemacht. Ich versuche stets, bestmöglich danach zu leben. Das ist ein fortwährender und zuweilen auch anstrengender Prozess. Jedoch hat er mir Wege eröffnet, die ich mir vor Jahren nicht hätte erträumen lassen.
Manchmal vergesse ich das im Alltag. Dann zeigt mir ein trauriges Ereignis wie der eingangs erwähnte Tod wieder, worauf es eigentlich ankommt.
(In Erinnerung an Moss, der viel zu früh gegangen ist.)
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